Israel..Mon Amour
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Nachklang
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Nachklang –
Die Verwandlung der Wüste in einen Garten
oder: Die Barrieren des Hasses durchbrechen
und Tränen und Blutvergießen beenden (Schimon Perez)

In der ‚Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums’ schreibt der große Hermann Cohen, hervorragendster Vertreter der neukantischen (Marburger) Schule:
„Wenn mit einem Worte das Wesen des jüdischen Gemütes bezeichnet werden kann, so ist dieses Wort der Friede. Diese Einheit des jüdischen Bewußtseins begreift nur, wer es in seinen religiösen Tiefen zu erforschen vermag. Von außen gesehen, scheint Haß und Vergeltung das Gemüt des Juden beherrschen zu müssen, dieweil er ja von der ganzen Welt gehaßt und bedrückt wird. Wäre es nicht ein Wunder, wenn in seiner Seele nicht das Ressentiment lebte? Freilich wäre dies ein Wunder, wenn es nicht erledigt würde durch das größere Wunder der jüdischen Lehre und des dieser gemäßen religiösen Lebens: Das Leben der religiösen Pflichten, das Leben unter dem Joch des Gesetzes hat diese Freiheit und diesen Frieden in das Herz des Juden gepflanzt, so daß Haß und Rachelust nicht in ihm sich einnisten konnten. Das Joch des Gesetzes war ihm das Joch des Gottesreiches, und das Reich Gottes ist das Reich des Friedens für alle Völker der einigen Menschheit. Wie hätte der Haß in einem solchen Bewußtsein sich festsetzen können, welches an den Frieden unter den Menschen glaubt mit der ganzen Kraft des Glaubens und mit der ganzen Pflicht des Glaubens. Der Messianismus ist und bleibt die Grundkraft des jüdischen Bewußtseins. Und der Messias ist der Friedensfürst. Und das Hohe Lied besingt auch im Namen schon die Heldin der Liebe als die Jungfrau des Friedens, die Sulamith. Und ebenso ist die Psalmenpoesie nicht zwar Hirtenpoesie, aber Heldenpoesie des Friedens für den Menschen und im Menschen. Was ist der Inbegriff des Menschenlebens im Geiste der Bibel? Der Friede ist es. Aller Sinn, aller Wert des Lebens liegt im Frieden. Er ist die Einheit aller Lebenskräfte, ihr Gleichgewicht und die Schlichtung aller ihrer Gegensätze. Der Friede ist die Krone des Lebens.“ (Hermann Cohen, S. 530-531)

Die ebenfalls große geistige Vermittlerin zwischen Ost und West, Annemarie Schimmel, schreibt in ihrem Buch – „Die Zeichen Gottes“: „Das Wort hat die Macht, Verwirklichung zu bewirken: Da es von Gott ausgeht (…), ist es der Quell aller Aktivität; doch auch die menschliche Antwort darauf hat eine große Kraft. Die Völker der Antike (…) wußten um die magische Kraft des Wortes (…). Aus diesem Grund ist die Grußformel so wichtig. Der Koran befiehlt den Gläubigen, einander mit der Friedensformel zu grüßen (Sure 24, 61) und der Prophet ermahnte sie, mit einer noch schöneren Formel zu antworten. Deshalb grüßt der Muslim mit den Worten as-salām ‘alaykum, Friede sei mit euch, worauf man antworten soll: … „und mit euch sei Friede und Gottes Barmherzigkeit und Sein Segen!“ (A.Schimmel, Die Zeichen Gottes, S.177-178) Annemarie Schimmel zitiert in diesem Zusammenhang weiter Constance Padwick, die darauf verweist, daß die Segens- und Friedenswünsche „himmlische Kräfte in Bewegung“ setzen. (a.a.O., S. 178)

Möge der Frieden Gottes mit uns allen sein.

Mögen wir uns Leben und Frieden schenken, denn wo immer wir uns für den Tod, statt für das Leben entscheiden, lästern wir Gott und sein Angesicht im Menschen.
Nur durch die Liebe zum Leben und durch die Ehrfurcht vor dem Leben finden wir zu Gott und seinem Frieden, der höher ist denn alle Vernunft und der die Wüste – auch die in unseren Herzen – in einen Garten Eden verwandeln kann.


Zum Buch

Wie dargestellt, zieht sich die Auseinandersetzung mit der deutsch-jüdischen Geschichte durch mein ganzes Leben. Von dem Erlebnis der Geburt meiner Kinder zutiefst berührt – und ergriffen von dem Zauber, der dieses Wunder umfing, entstand in mir gleichzeitig eine immer tiefere Trauer und Verzweiflung über das, was jüdischen Kindern, Müttern, Vätern, was jüdischen Menschen in meinem Lande angetan worden war. Ich fing damals an, meine Gedanken und Gefühle hierzu aufzuschreiben. Es ist - mit kleineren oder größeren Unterbrechungen - eine Art Tagebuch daraus geworden über die Entwicklung meiner Gedanken, über die innere Auseinandersetzung mit Büchern, Filmen, Zeitungsartikeln und Radio- oder Fernsehsendungen zu diesem Thema.
Die Gedanken dieses Buches sind Ausdruck dieser inneren Geschichte, die unlösbar mit mir, meinem Denken und Empfinden verbunden ist und Teil meiner Identität, meines Lebens wurde.

Ich habe mich an vielen Stellen dieses Buches zurückgenommen, um das Judentum selbst sprechen zu lassen, so insbesondere bei den Abschnitten >Martyrium< und >Frieden<, weil die Erfahrung des gelebten Lebens, der erlebten und erlittenen Geschichte – und die durch die Jahrtausende hindurch getragene Vision von der Erfüllung der Menschheitsgeschichte – von niemandem besser ausgedrückt werden könnten als von diesen Trägern des Geistes, der uns trägt – hinaus in eine gemeinsame Zukunft.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle wieder einem jüdischen Menschen das Wort geben, der wahrhaft durch sein Leben und Werk – zusammen mit Franz Rosenzweig – zum Träger unseres Menschentums geworden ist, Martin Buber –  u n d  zweitens einem Menschen, der am 17. Februar 1600 auf dem Campo dei fiori von seinen Peinigern auf dem Scheiterhaufen der Inquisition verbrannt wurde und seine Mörder doch schon längst überlebt hat: Giordano Bruno.

„Nun aber höre ich sagen, das Unternehmen dieser Verdeutschung sei inzwischen >utopisch< geworden, da es [ich sage es mit meinen eigenen Worten] nach der widergeschichtlichen Selbsterniedrigung des deutschen Volkes ein authentisches und daher auch authentisch aufnahmefähiges deutsches Sprachleben nicht mehr gebe.
Im Gebiet des Geistes müssen alle Prognosen dessen gewärtig sein, daß sich ihnen ein Fragezeichen anhängt. Aber eine andersartige Antwort ist bei Franz Rosenzweig zu finden.
Er hat zwar nicht mit der Möglichkeit dessen gerechnet, was dann in der Hitlerei Gestalt gewann, wohl aber hat er die Vulgarisierung eines geistigen Prozesses genau erkannt, die dann in den Tätigkeiten der >deutschen Christen< und der weitergehenden >Deutschen Glaubensbewegung< ihren freilich recht problematischen Ausdruck fand. Es geht um die Lossagung von einem schaffenden und seiner Schöpfung offen bleibenden Gott als einem nur >Gerechten<, nicht >Liebenden<, und damit vom <Alten Testament< - eine Tendenz, die auf den christlichen Gnostiker Marcion zurückgeht und daher in ihren modernen Ausprägungen als Neomarcionismus bezeichnet werden kann. Rosenzweig schreibt an mich schon während der Arbeit am Genesis-Band [29. Juli 1925]: > Ist Ihnen eigentlich klar, daß heut der von den neuen Marcioniten theoretisch erstrebte Zustand praktisch schon da ist? Unter Bibel versteht heut der Christ nur das Neue Testament, etwa mit den Psalmen, von denen er dann noch meist meint, sie gehörten zum Neuen Testament. Also werden wir missionieren.< Und ein halbes Jahr danach ist sein Gedanke zu unüberbietbarer Präzision gediehen. Er schreibt [an den Freund Eugen Mayer, 30. Dezember 1925]: >Ich fürchte manchmal, die Deutschen werden diese allzu unchristliche Bibel nicht vertragen, und es wird die Übersetzung der heut ja von den Marcioniten angestrebten Austreibung der Bibel aus der deutschen Kultur werden, wie Luther die der Eroberung Deutschlands durch die Bibel war. Aber auch auf ein solches Golus Bowel [babylonisches Exil] könnte ja dann nach siebzig Jahren ein neuer Einzug folgen, und jedenfalls – das Ende ist nicht unsere Sache, aber der Anfang und das Anfangen.<

Es sieht mir nicht danach aus, also ob Die Schrift siebzig Jahre zu warten hätte. Aber >missionieren< - ja, auf jeden Fall! Ich bin sonst ein radikaler Gegner alles Missionierens und habe auch Rosenzweig gründlich widersprochen, wenn er sich für eine jüdische Mission einsetzte. Aber diese Mission da lasse ich mir gefallen, der es nicht um Judentum und Christentum geht, sondern um die  g e m e i n s a m e  U r w a h r h e i t  , von deren Wiederbelebung beider Zukunft abhängt. Die Schrift ist am Missionieren. Und es gibt schon Zeichen dafür, daß ihr ein Gelingen beschieden ist.“ (M. Buber, Beilage zur >Schrift<, S. 25-26)



Salomon et Pythagoras

 
Quid est quod est?
Ipsum quod fuit.
Quid est quod fu
it?
Ipsum quod est.
Nihil sub sole novum.

(Giordano Bruno, Wittenberg 1588)



Inge Borchert-Busche              Wyk auf Föhr, 15.01.2007

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